Villa Emma

Villa Emma

Eine Villa mit vielen Geschichten.

In meinem Kroatien Urlaub im Sommer 2021 war eigentlich kein Lost Place Besuch geplant, zumindest gab meine Karte nichts Entsprechendes her. Da wir unseren Urlaub spontan buchten bliebt mir leider auch keine große Zeit für die Recherche im Vorfeld. Doch auf Hinfahrt zur Unterkunft gab es bereits einiges das links und rechts am Wegesrand interessant aussah. Doch leider waren wir zeitlich etwas unter Druck, um rechtzeitig an der Unterkunft anzukommen, somit leider keine Zeit irgendwo anzuhalten. Auf den letzten 10 Kilometern vor unserer Unterkunft sah ich dann diese wunderschöne Villa und wusste: hier muss ich definitiv einmal vorbeischauen, weit entfernt ist sie ja nicht.

Ein Zugang auf das Gelände war schnell gefunden und ich verschwand im Schutze der grünen Büsche. Ein paar Treppenstufen nach unten, und schon war ich von der Straße nicht mehr zu sehen. Einmal um das Gebäude geschlichen, habe ich schon den Trampelpfad und die offene Türe entdeckt.

Direkt zückte ich meine Kamera und machte die ersten Aufnahmen. Dieses großartige Treppenhaus war das erste was ich mit meiner Kamera eingefangen habe. Im Inneren habe ich Stimmen vernommen – ich bin also nicht allein. Selbstbewusst ging ich auf die Person zu, die hier im Treppenhaus mit ihrem Smartphone Bilder macht. Sie entdeckt mich nicht, zu sehr ist sie gefangen in der Welt der Fotografie. Als sie mich entdeckt schrickt sie kurz zusammen und wir unterhalten uns nett. Keine Minute später kommt auch ihr Partner um die Ecke und wir unterhalten uns etwas länger über Lost Places und dass es hier vor einiges Jahren noch viel schöner ausgesehen haben muss.

Da ich in meinem Rucksack auch immer mein Buch Lost Places Baden Württemberg dabei habe, konnten wir unsere Gespräche über Lost Places vertiefen und siehe da, das Pärchen kommt sogar aus Stuttgart also direkt aus der Nachbarschaft, Zufälle gibt’s… Nach gefühlt einer Ewigkeit ging dann jeder seiner Wege und ich setzte meine Fotografische Erkundungen im Gebäude fort.


Den Namen der im Jahr 1903 erbauten Villa widmete der Bauherr seiner Frau Emma. Nach dem Zweiten Weltkrieg, den die Villa unbeschadet überstanden hatte, wurde es als Kindersanatorium für Kinder aus Mazedonien genutzt. In der Zeit des Bürgerkrieges zwischen 1991 und 1996 beherbergte die Villa Flüchtlinge aus den südlichen Regionen Kroatiens. Nach dem Krieg wurde die Villa verlassen und zerfällt immer weiter. Ein Obdachloser, der hier mit seiner Tochter gelebt hat, wurde vertrieben und das Gebäude Notdürftig gesichert, bevor die Villa komplett zerfällt. Die ehemalige Besitzerin ist leider verstorben. Die Schwester, die die Villa erbte, kümmert sich leider nicht um die Villa, wodurch sie immer weiter zerfällt. Die Stadt würde gerne die Villa renovieren, doch es fehlen die entsprechenden Gelder.