Red Chairs
Die 25 roten Stühle bilden eine faszinierende und markante Kunstinstallation.
Eigentlich war dies der letzte Punkt auf meiner Liste, den ich an diesem Tag besuchen wollte. Umso erfreuter war ich, als ich endlich an diesem Ort ankam. Die roten Stühle waren gut sichtbar, aber wo sollte ich parken? Warum nicht einfach am Wegesrand, hier stört es ja niemanden, dachte ich. Das einzige Problem war, dass der Wegesrand ein Graben war, den ich irgendwie übersehen hatte. Plötzlich schwebte mein Auto mit einem Rad über dem Graben und das andere in der Luft… Verzweifelt versuchte ich rückwärts zu fahren, aber es gab keine Chance! Auch das Unterbauen des Rads scheiterte leider. Das Fahrzeug anheben und zurückzuschieben war ebenfalls erfolglos. Also musste ich mich vorerst mit der Situation abfinden und ein paar Bilder machen.
Nun stand ich da, ohne Internet mitten im Wald und wusste nicht, was ich tun sollte. Der erste Autofahrer fuhr einfach weiter, ohne anzuhalten, aber der zweite war so nett, anzuhalten, als ich versuchte, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Gemeinsam versuchten wir mit Rückwärtsfahren und dem Schaukeln am Auto, das ganze wieder aus dem Graben zu bekommen. Leider vergeblich. Glücklicherweise kannte er eine Autowerkstatt in der Nähe und brachte mich dorthin. Der Werkstattinhaber zog mein Auto mit einem Abschleppseil aus dem Schlamassel.
Als Dank wollte ich ihm ein Printbild von einem verlassenen Auto schenken, das ich noch dabei hatte, da ich gerade meine Ausstellung abgebaut hatte. Doch er lehnte ab und verlangte stattdessen 35€. Aber ich war wirklich erleichtert, dass ich wieder weiterfahren konnte… Vor allem, da ich kein Wort Französisch spreche. So hatte ich den Schock verdaut und machte mich auf den Heimweg.
Wenn ich im Internet nach den sogenannten Red Chairs suche, stolpere ich immer wieder über eine faszinierende Geschichte. Es wird erzählt, dass diese Stühle einst zu einer Hochzeitsgesellschaft gehörten, die im Jahr 1939 in Polen ihre Hochzeit feiern wollte. Doch ihr freudiger Tag wurde plötzlich von einem unerwarteten Angriff der Deutschen überschattet, und die Stühle blieben seither an diesem Ort stehen, verwoben mit der Natur. Eine Geschichte voller Dramatik und Tiefe, die ich gerne weitererzählen würde.
Doch es gibt einen bemerkenswerten Unterschied: Die Stühle stehen nicht in Polen, und sie haben nichts mit dem Krieg zu tun. Tatsächlich befinden sich diese eindrucksvollen Kunstinstallationen in Belgien und wurden von dem talentierten Künstler Patrick Demazeau geschaffen. Inspiriert wurde er zu diesem fesselnden Kunstwerk von dem berühmten Musikstück “Les Quatre Saisons” von Antonio Vivaldi.
Es ist erstaunlich, wie Geschichten sich verweben und manchmal einen eigenen Weg nehmen. Die Red Chairs sind ein Beispiel dafür, wie Kunst und Imagination die Realität übertreffen können. Sie laden uns ein, unsere Vorstellungskraft zu entfalten und die Grenzen des Gewöhnlichen zu überschreiten. In ihrer stummen Präsenz erzählen sie uns von vergangenen Geschichten und wecken unsere Neugier auf das Unbekannte.